… ein Mosaik der Aufarbeitung entsteht …
In unserer multimedialen Welt kennen unsere Schülerinnen und Schüler den 2. Weltkrieg glücklicherweise nur aus Erzählungen und Bildern. Umso wichtiger ist es, dass die Erinnerung an die Gräueltaten dieser Zeit nicht verblasst und ein Bewusstsein dafür geschaffen wird, dass Ähnliches niemals wieder geschieht.
Durch persönlichen Kontakt zum Projektinitiator “Juden in Gostenhof” entstand die Idee, mit Schülerinnen und Schülern des IT-Bereichs im Programmierunterricht den Versuch einer Aufarbeitung zu wagen.
Die Aufarbeitung des Holocaust ist wie ein Mosaik, bei dem es viele kleine Steinchen gibt, die am Ende das Bild darstellen. Genauso verstehen wir die Teilnahme an diesem Projekt: Unser Projektbeitrag ist ein kleiner Stein von vielen Steinen und gemeinsam tragen wir dazu bei, dass diese Zeit nicht vergessen wird.
Passend zum Thema wurde deshalb die Biografie der Jüdin Laura Stein, die in Gostenhof gelebt hat, als Einstieg in das Projekt gewählt.
Die Fachinformatiker Anwendungsentwicklung und Daten- und Prozessanalyse der Klasse IFA11B waren sofort bereit, Teil des Projektes zu werden und so konnte bereits jetzt mit der Umsetzung begonnen werden.
Meilensteine des Projekts sind die Erstellung einer Datenbank, in die Daten der Meldekarteien des Stadtarchivs Nürnberg eingetragen werden. Dazu ist ein technischer Entwurf der Datenbank notwendig, die physische Erstellung der Datenbank und der Übertrag der digitalisierten Daten aus den Meldekarteien in die Datenbank. In einem Folgeprojekt soll dann eine Webseite erstellt werden, um auf diese Datenbank zugreifen zu können und nach Personen zu suchen.
Der Initiator hat die Hoffnung, dass Nachfahren von Juden aus Gostenhof auf diese Webseite stoßen und dazu angeregt werden, sich beim Initiator zu melden. Sein Team möchte diesen Nachfahren sagen “wir haben euch nicht vergessen und möchten euch im Rahmen unserer Möglichkeiten ehren.” Aktuell ist der Initiator dabei, einen Verein zu gründen und Unterstützer für dieses Projekt zu gewinnen.
In weiteren Folgeprojekten sollen dann Kurz-Biografien mittels Künstlicher Intelligenz erstellt werden, die bei Bedarf und Vorhandensein um weitere Informationen zum Lebenslauf ergänzt werden. Am Ende sollen den Namen auch Bilder zugeordnet werden, die auf der Webseite einsehbar sind. Die Nutzung von Augmented-Reality-Elementen auf der Webseite soll es Spaziergängern in Gostenhof ermöglichen, mit ihrem Mobilgerät historische Gebäude mit Bezug zu den verfolgten Juden, zu scannen und mit Originalbildern zu überlagern und dadurch weitere Informationen zum Stadtteil zu erhalten.
Dass dieses Projekt auch bei den Schülerinnen und Schülern ankommt, zeigen die Reaktionen nach den ersten Stunden Arbeit an diesem Projekt:
„Mich macht besonders betroffen, welches Schicksal hinter den nüchternen Daten der Meldekarteien stehen.“
„Erschreckend, dass laut Meldekarte eine Person nach Riga deportiert und nur zehn Tage danach offiziell als tot erklärt wurde.”
“Die Menschen waren gezwungen, zur Deportation einen neuen Pass zu beantragen – schlimm!”
“Die Aufarbeitung ist wichtig!”
“Interessant, dass auch wir als Programmierer einen kleinen Beitrag zur Aufarbeitung leisten können!”
Dieses Projekt sollte uns allen Mut machen, Themen, die auf den ersten Blick nicht mit unserem Unterricht zusammenhängen, in den Unterricht zu integrieren. So können Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer ein Stein im Mosaik der Aufarbeitung sein.
Reinhold Sauerbrey