Zur Aufführung von Max Frischs Stück „Andorra“ im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus fanden sich am 17. März 2017 mehr als 230 Schüler der Berufsschule Erlangen im Theatersaal der Franconian International School ein.
Die Staatliche Berufsschule Erlangen als Teil des bundesweiten Projekts „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ entschied sich in diesem Jahr, die Schüler in Form eines Theaterstücks für das Thema zu sensibilisieren und ihnen gleichermaßen ein kulturelles Angebot zukommen zu lassen.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Herrn Ebert und Frau Bez konnte das Stück mit ein paar einführenden Worten des Theaterleiters beginnen. Mit „Andorra“ sei nicht der Kleinstaat in den Pyrenäen gemeint, der Begriff stehe vielmehr sinnbildlich für alle Staaten, in denen der Umgang mit anderen von Vorurteilen und Diskriminierungen geprägt ist.
Im Stück selbst ist Andri, der vermeintlich jüdische Pflegesohn des Lehrers, den Vorurteilen der restlichen Dorfbewohner ausgesetzt. Die Andorraner weisen ihm immer wieder scheinbar „typisch jüdische“ Eigenschaften wie Geldgier und Gefühllosigkeit zu. Im Verlauf des Stücks beginnt Andri selbst sich über diese Zuschreibungen zu definieren, auch dann noch als sich herausstellt, dass Andri kein jüdisches Findelkind, sondern der uneheliche Sohn des Lehrers ist. Doch diese Auflösung kann die Katastrophe am Ende des Stücks nicht mehr aufhalten.
Die Auswirkung von Vorurteilen und der eigene Umgang mit ihnen ist das zentrale Thema in Frischs Stück, einem Klassiker, der nichts an Aktualität verloren hat. Die Auseinandersetzung mit den eigenen Vorstellung über „das Ich“ und „das Du“ über „das Wir“ und „die Anderen“ ist notwendig, wenn sich Vorurteile nicht manifestieren sollen und stattdessen ein tolerantes Zusammenleben gefördert werden soll.
Die ca. 70-minütige Vorstellung des Wiener Forumtheaters unter der Leitung von Peter Arndt begeisterte die Schüler unterschiedlichsten Alters und aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen und die Zuschauer honorierten die schauspielerischen Leistungen mit regem Applaus. Auf dem Weg zurück zur Schule war die Tragik und Tragweite des Stücks vielen Schülern anzumerken. Der Grundstein für eine weitere unterrichtliche und schulische Auseinandersetzung mit dem Thema konnte somit gelegt werden.